Reisegruppen sind für die Betreiber von Shoppingcentern, Outlet-Dörfern und Fabrikverkäufen ein profitabler Kundenstamm. Spezielle Angebote für Busunternehmer und -reisende inkludieren weitere Erlebnisbausteine.
Ob modernes Shoppingcenter, Outlet-Dörfer oder direkter Fabrikverkauf: Umfangreiche Angebote locken schon lange nicht mehr nur Individualkunden, sondern auch immer mehr Busunternehmer mit kauflustigen Reisegruppen. So organisiert die „Loop5“ Shopping Centre GmbH mit Sitz in Düsseldorf nach eigenen Angaben im November 2015 bereits zum zweiten Mal einen Erlebnistag für Busreiseunternehmer aus dem süddeutschen Raum. Diese haben die Möglichkeit das in Weiterstadt, Südhessen, gelegen Center, das sich über vier Ebenen erstreckt, bei einem geführten Rundgang und anschließendem Mittagessen kennenzulernen und Fragen zur Planung einer Tagesfahrt gleich vor Ort zu klären. Bereits 2014 habe der Tag zu einem konstruktiven Austausch zwischen den Busunternehmern und den Betreibern geführt, erklärt Thorsten Machus, Center Manager des Loop5 im Gespräch mit busplaner. Die Unternehmer seien eine bedeutende Zielgruppe, da sie als Multiplikatoren fungierten und somit als starke Partner in dem wachsenden Shoppingtoursimus-Markt anzusehen seien.
Die direkte Anbindung an die A5, Ausfahrt 25, Weiterstadt, ermögliche es Busfahrern, die Einkaufswelt mit 170 Geschäften sowie 20 gastronomischen Einrichtungen bequem anzusteuern.In den Filialen des Unternehmens Adler Modemärkte AG, Haibach, das sich auf Großflächenkonzepte über 1.400 Quadratmeter Verkaufsfläche konzentriert, werden Reisegruppen gerne gesehen. Im Januar und Februar sowie im Juli und August 2016 erhalten Busgäste hier 25 Prozent Rabatt auf ihren gesamten Einkauf. Besonderes Highlight dabei: An 15 Standorten in Deutschland kombiniert die Adler AG das Gruppen-Shopping-Erlebnis mit touristischen Bausteinen. Nach Frühstück, Modenschau und Einkauf im Geschäft geht es je nach Standort zu einer Stadtführung, einer Schifffahrt oder einem Museumsbesuch. Die Busreisenden erhalten dabei spezielle Preisnachlässe und eine persönliche Beratung.
Eine besondere Behandlung von Reisegruppen sowie ausreichend Busparkplätze seien auch Standard an den Outlet-Centern „Ingolstadt Village“ oder „The Style Outlets“ in Zweibrücken, erklärt Dr. Joachim Will, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Ecostra GmbH, Wiesbaden, die sich auf den Bereich der gewerblichen Immobilienentwicklung, insbesondere der Standortentwicklung im Einzelhandel spezialisiert hat. Im Rahmen ihrer Arbeit analysiert die Ecostra auch die Entwicklung der Factory Outlet Center in Europa, die eine Mindestverkaufsfläche von 5.000 Quadratmeter sowie mehr als 20 Shops aufweisen.
Markt ist noch nicht gesättigt
Demnach hinke Deutschland im Hinblick auf Gesamtverkaufsfläche sowie Standortvielfalt im europaweiten Vergleich hinter Ländern wie Großbritannien und Italien hinterher. Während England 36 und Italien 24 Outlet-Center-Standorte aufweise, läge Deutschland mit zwölf deutlich dahinter. Der Markt im Outlet-Center-Bereich habe in Deutschland seinen Sättigungsgrad jedoch noch nicht erreicht. Geplant seien nach Will 13 weitere Standorte. Betreiber in Deutschland müssten sich jedoch mit einem schwierigen Genehmigungsverfahren auseinandersetzen. Grund dafür sei beispielsweise die Angst vieler Innenstädte, dass Kunden nur noch die ausgelagerten Outlet-Center anfahren und den Stadtbereich komplett umgehen würden. Dies habe sich nach Will bisher aber nicht bestätigt.
Kulinarische Fabrikverkäufe
Wer derweil lieber kulinarischen Schnäppchen frönt, statt modischen Trends hinterher zu jagen, findet vielfältige Ziele bei Werks- und Fabrikverkäufen. Beispiel: Die Reutter Verwaltungs- & Vertriebs GmbH bietet nach eigenen Angaben auf rund 130 Quadratmetern ihren Fabrikverkauf direkt am baden-württembergischen Firmensitz in Rosengarten Westheim an. Im sogenannten „SchokoLaden“ stehen neben dem kakaohaltigen Dauerbrenner noch zahlreiche süße Versuchungen, wie Fruchtgummis, Lutscher und Gelee-Artikel zur Auswahl. Im „Gaggli Nudelhaus“ der Firma Buck GmbH & Co. KG, Anbieter von Nudelspezialitäten mit Sitz in Mengen-Ennetach, dreht sich derweil alles um die Leckerbissen aus Hartweizengries. Führungen für Gruppen durch die Produktionsstätte in Oberschwaben werden ebenso angeboten wie Kochkurse, Kochvorführungen und eine breite Produktpalette im Laden.
Egal welches Shopping-Erlebnis Unternehmer letztendlich ihren Fahrgästen anbieten: Volle Tüten werden auf der Heimreise auf jeden Fall dabei sein. Und damit solche bei einem Stadtbummel nicht stören, hat die Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH gehandelt: Für alle Einkaufswütigen wurde am verkaufsoffenen Sonntag Ende September ein extra Gepäckbus eingerichtet, der kostenlos zur Tütenaufbewahrung während des Shopping-Marathons genutzt werden konnte.
Artikel: Julia Lehnhardt, Foto: Sonae Sierra, Oktober 2015